„Es wird gesät ein natürlicher Leib (σῶμα ψυχικόν) und wird auferstehen ein geistlicher Leib (σῶμα πνευματικόν). Gibt es einen natürlichen Leib (σῶμα ψυχικόν), so gibt es auch einen geistlichen Leib (σῶμα πνευματικόν). Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, ‘wurde zu einem lebendigen Wesen’, und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht (ἐγένετο ὁ πρῶτος ἄνϑροπος Ἀδὰμ εἰς ψυχὴν ζῶσαν, ὁ ἔσχατος Ἀδὰμ εἰς πνεῦμα ζῳοποιοῦν). Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; danach der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel.“

(1 Kor 15,44-47)

„ Psyche ist die – Geistigkeit aber schon voraussetzende – Bezogenheit der ‘Natur’ und des Natürlichen auf sich selbst, Pneuma das Geistige im Menschen in seiner Bezogenheit auf Gott. Jene ist immer auf dem Wege, sich in der ‘Unendlichkeit des Vielen’ – und das ist die Welt – zu verlieren. Dieses aber findet sich in der ‘Unendlichkeit des Einen’, in Gott. Pneuma ist das Ewige im Menschen und in der Zeitlichkeit des Daseins gewissermaßen das Prinzip der Antizipation der Ewigkeit. Was der Mensch in der Zeitlichkeit des Lebens aus der Geistigkeit seiner Existenz macht, für oder wider sie sich entscheidend, wird festgelegt für die Ewigkeit.“
(Ferdinand Ebner: Das Wort und die geistigen Realitäten. Pneumatologische Fragmente. Fragment 9)

„Alles Leben und Sein ist Gnade Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erde. Und sie ist in ihrer Fülle im Wort, durch das alles geworden ist, und das Fleisch geworden ist. Und sie ist im Heiligen Geiste, der aus dem Wort ist und aus Gott und der für Christus zeugt. Sie ist aus Gott in den Drei. Im lebendigen Glauben an die Heilige Dreieinigkeit Gottes – und auch er ist Glaube ans Wort, Glaube an Christus und sein Wort – erfüllt sich erst ganz des Menschen Wissen um Gott zur seligen Gewißheit des Seins. So lebt denn der Christ sein geistiges Leben im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Geistes.“
(Ferdinand Ebner: Die Wirklichkeit Christi)

„Unter den dialogischen Denkern war Ferdinand Ebner der erste, der explizit im ‘Geist des Christentums’ die pneumatologischen Voraussetzungen für die dialogische Praxis und überhaupt für jedes authentische Verständnis des Dialogischen ausgearbeitet hat. Erst Ebner hat mithin ‘die Dimentsion des neutestamentlichen Pneuma (das traditionell als die dritte göttliche Person verstanden wird) explizit in das dialogische Denken eingebracht und dabei das trinitätstheologische Existenzverständnis als unausweichlich für die Existenz selbst dargestellt’.“
(Silvano Zucal)

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Ein Tondokument der Veranstaltung auf Audio-CD und ein Ausdruck des deutschen Textes des Vortrages von Silvano Zucalkönnen gegen einen Unkostenbeitrag von EUR 8.— hier bestellt werden. Mitglieder erhalten die CD und den Text zum Vorzugspreis von EUR 5.—. Die CD enthält den Vortrag von Silvano Zucal in italienischer Sprache, die Einführungen von Richard Hörmann und Ernst Pavelka auf deutsch sowie die gesamte Auditoriumsdiskussion (deutsch und italienisch).

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Silvano Zucal am 28.3.2009 im Haus der Begegnung in Innsbruck (© Robert Kunz)

„Pneuma“ ist in Ferdinand Ebners Denken zweifellos ein zentraler Begriff. Darauf verweist nicht nur, dass er sein Hauptwerk „Das Wort und die geistigen Realitäten“ mit „Pneumatologische Fragmente“ untertitelt hat, sondern auch, dass Ebner sich selbst weniger als Philosoph, sondern vielmehr als „Pneumatologe“ verstanden wissen wollte. Denn „πνεῦμα“ als Begriff mit christlichem Hintergrund umreißt ein neues, von Ferdinand Ebner entwickeltes Verständnis des menschlichen Geistes. Ein Verständnis, welches den menschlichen Geist gerade in seiner religiösen Dimension spezifisch individualistisch fasst: Der Mensch ist Geist, wenn er als Einzelner vor Gott steht und in einem dialogischen Verhältnis zu Gott sich befindet. „Es geht also wirklich darum, dass der Mensch ein Einzelner ist, also nicht in einer Gemeinschaft steht und sich auch in dem, wie er zu Gott spricht, keinem anderen Menschen verständlich machen kann.“ Schon in seiner Einleitung zu Silvano ZucalsVortrag deutete Richard Hörmann, der Leiter des aktuellen Ferdinand-Ebner-Projekts die Spannung, in welcher der Begriff des „Pneuma“ somit zu dem der „Communitas“, der Gemeinschaft, steht, als das große Thema der Veranstaltung an. Denn Gemeinschaft bedeutet, dass Menschen gemeinsame Überzeugungen und Handlungen teilen. Wie geht das zusammen? Wie macht Ebner die beiden Begriffe „Pneuma“ und „Communitas“ miteinander kompatibel und worin unterscheidet er sie?

Den gesamten deutschen Text (© Silvano Zucal) von Silvano Zucals Vortrag können Sie hier als PDF-Datei herunterladen. Die Urheberrechte liegen bei Silvano Zucal. Jegliche Verwendung des Textes oder von Teilen des Textes ist nur nach Rücksprache mit dem Autor erlaubt.

Silvano Zucal (*1956) ist Professor am Dipartimento di Filosofia, Storia e Beni Culturali der Universität Trient für theoretische Philosophie und Religionsphilosophie. 1980 Dissertation unter dem Titel „La teologia della morte in Karl Rahner“ (Bologna 1982). 1987 Eintritt in die Universität. Zahlreiche Publikationen über Karl RahnerHans Urs von BalthasarRomano GuardiniDietrich Bonhoeffer, Ferdinand Ebner, Maria ZambranoMax Picard, Landsberg, Carl Dallago und den „Brenner-Kreis”kennzeichnen seinen wissenschaftlichen Lebenslauf. Seine systematische Arbeit konzentriert sich auf die „Philosophie des Schweigens”, Dialogischen Personalismus und philosophische Christologie. Unter seiner Führung hat sich das Institut für Philosophie der Universität Trient zu einem internationalen Zentrum der Forschung über Ferdinand Ebner entwickelt.

Wichtige Publikationen von Silvano Zucal sind: L’interpretazione teologica di Hegel nel primo Balthasar (Genova 1985); Romano Guardini e la metamorfosi del “religioso” tra moderno e post-moderno. Un approccio ermeneutico a Hölderlin, Dostoevskij e Nietzsche (Urbino 1990); Romano Guardini, filosofo del silenzio (Roma 1992); Ali dell’invisibile. L’Angelo in Guardini e nel ’900 (Brescia 1998); Ferdinand Ebner. La nostalgia della parola (Brescia 1999); Lineamenti di pensiero dialogico (Brescia 2004), Maria Zambrano. Il dono della parola (Milano 2009)

Bilder der Veranstaltung

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Richard Hörmann (rechts), Leiter des aktuellen Ferdinand-Ebner-Projektes, in Vertretung des in Dänemark weilenden Präsidenten der Internationalen Ferdinand-Ebner-Gesellschaft, Walter Methlagl, bei der Einleitung in den Vortrag von Silvano Zucal (Mitte) (© Robert Kunz)

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Silvano Zucal (© Robert Kunz)

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Silvano Zucal (li.) und Richard Hörmann (re.) (© Robert Kunz)

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Silvano Zucal (li.) und sein wissenschaftlicher Assistent Carlo Brentari (re.) bei letzten Besprechungen vor dem Vortrag. (© Robert Kunz)

Ernst Pavelka
Schriftführer Ernst Pavelka mit dem deutschen Text des Vortrages. Während der Vortrag von Prof. Zucal selbst in italienischer Sprache gehalten wurde, erhielt die Zuhörerschaft eine deutsche Übersetzung des Vortrags in schriftlicher Form (© Robert Kunz)

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Silvano Zucal bei der Diskussion mit dem Auditorium (re.) (© Robert Kunz)

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Silvano Zucal (re.) und Carlo Brentari (li.) bei der Auditoriumsdiskussion. Während der Diskussion mit den Zuhörern übernahm Silvano Zucals wissenschaftlicher Mitarbeiter Carlo Brentari die Übersetzungsarbeit (© Robert Kunz)

Der Vortrag von Professor Silvano Zucal ist Teil einer Ŕeihe von zehn Vorträgen, welche die Internationale Ferdinand-Ebner-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Haus der Begegnung der Dözese Innsbruck veranstaltet.

Die nächsten im Haus der Begegnung stattfindenden Vorträge werden sein:

  • 26.6.2009 Jaroslaw Jagiello (Krakau): Logos und Glaube im „secular age”. Zur religionsphilosophischen Aktualität des Ebnerschen Denkens
  • 17.9.2009 Walter Thirring: Physik und das Wort in der Natur

Hingewiesen sei auch auf das von der Internationalen Ferdinand-Ebner-Gesellschaft gemeinsam mit dem Philosophieinstitut der Universität Trient veranstaltete Vertiefungssymposium zu Ferdinand Ebner. Dieses wird am 19. und 20. November 2009 an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Brixen(Südtirol) stattfinden.

Sie wollen die Internationale Ferdinand-Ebner-Gesellschaft unterstützen, um weitere interessante Veranstaltungen zu ermöglichen, für ihre Beschäftigung mit dem Werk und der Person Ferdinand Ebners von der Internationalen Ferdinand-Ebner-Gesellschaft zu profitieren oder regelmäßig darüber informiert zu werden, was sich rund um Ferdinand Ebner und die wissenschaftliche Aufarbeitung seines Denkens alles tut? Dann werden Sie doch gleich Mitglied. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf lediglich EUR 15.— pro Jahr.

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