Am 2. Juni 2011 ist Lucia Ebner in Wien verstorben. Mit tiefer Betroffenheit hat die Internationale Ferdinand-Ebner-Gesellschaft ihren Tod zur Kenntnis genommen – war sie doch nicht nur Ferdinand Ebners Schwiegertochter, sondern auch tatkräftige Unterstützerin der geistigen Bewahrung und Verbreitung des Wirkens und Denkens Ferdinand Ebners.

Lucia Ebners Kindheit und Jugend war von Armut und Krieg überschattet. Am 11.4.1929 in Wien geboren und in Atzgersdorf aufgewachsen, lernte sie in Mödling, wo sie das Gymnasium besuchte, Ferdinand Ebners Sohn Walter kennen. Nach der Heirat 1948 zog sie zu ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter Maria Ebner (geb. Mizera) nach Gablitz. Der Ehe entstammten drei Kinder, Waltraud, Roswitha und Johannes. 1956 zog die Familie schließlich nach Wien-Brigittenau.

Das Leben der Familie Ebner war nicht nur vom üblichen familiären Alltag geprägt. Vor dem Hintergrund der Erinnerung an das denkerische Wirken des berühmten Schwiegervaters, brachen immer wieder die Fragen nach dessen Leben und Werk durch. Am spürbarsten ereignete sich dies, wenn Studenten, Professoren und andere Interessierte das Haus Ebner aufsuchten, um sich aus erster Hand mit Informationen über Ferdinand Ebner zu versorgen. Menschen, deren Biographien vom Ehepaar Ebner umgekehrt mit großer Begeisterung verfolgt wurden.

Weiß Roswitha Ebner, die Tochter, noch von der kindlichen Schüchternheit, mit der sie diesen Vorgängen gegenüberstand, so war es ihre Mutter Lucia, ohne die der Nährboden für die intellektuelle Arbeit am Werk Ebners niemals hätte geschaffen werden können. Die Unterstützung, welche sie ihrem Mann Walter im Anliegen, das Denken Ferdinand Ebners zu bewahren und zu verbreiten, entgegenbrachte, war Legion. Und nicht zu selten war sie auch mit der ganz profanen Tätigkeit, Handschriften des Philosophen mit der Schreibmaschine abzutippen verbunden. Aber auch uns, der Internationalen Ferdinand-Ebner Gesellschaft, stand sie immer außerordentlich hilfsbereit und loyal gegenüber.

Lucia Ebners Bemühungen um das Werk ihres Schwiegervaters brachen bis zu ihrem Tode niemals ab. Als 1998 ihr Mann Walter verstarb, übernahm sie seine Agenden. Bis zuletzt beschäftigte sie sich mit den Schriften Ferdinand Ebners und fertigte umfangreiche Notizen an, um die zahlreichen Anfragen nach der Familie Ebner beantworten zu können. Wir trafen sie zuletzt beim Ferdinand-Ebner-Symposium 2007 in Gablitz, wo sie trotz ihres hohen Alters die Vorträge lebhaft verfolgte und sich am Diskurs beteiligte.

Nun ist Lucia Ebner nach schwerer, leidvoller Krankheit verstorben. Die Internationale Ferdinand-Ebner-Gesellschaft wird ihrer auch in Zukunft mit tief empfundener Dankbarkeit gedenken.