„Im Verhältnis des Ichs zum Du in seiner Verwirklichung hat der Mensch sein wahres geistiges Leben; nicht aber darin, worin man es am liebsten sieht: daß er in Poesie und Kunst, Philosophie und mythischen Religionen – und sei es auch noch so genial – vom Geiste träumt. Alle Kultur war bisher nichts anderes und wird niemals etwas anderes sein als ein Traum vom Geist, den der Mensch in der Icheinsamkeit seiner Existenz, abseits von den geistigen Realitäten des Lebens träumt und dessen inneres Gesetz er vornehmlich in der ‘Konzeption der Idee’ empfing“
(Ferdinand Ebner: Das Wort und die geistigen Realitäten – Pneumatologische Fragemente, Fragment 2)
Peter Kampits, einer der renommiertesten und bekanntesten österreichischen Philosophen, wird auf Einladung der “IFEG” am 11. Mai 2012, um 20 Uhr im Haus der Begegnung in einem Vortrag das Denken von Emmanuel Levinas mit dem von Ferdinand Ebner in Beziehung setzen.
„Sowohl Ferdinand Ebner wie auch Emmanuel Levinas wenden sich in ihrem Denken, das die Beziehung zum Anderen in den Mittelpunkt stellt, gegen die Grundverfassung der Metaphysik, die von Ebner als Traum vom Geist, von Levinas als Egologie bezeichnet wird.
Die Beziehung zum Anderen legt sich bei beiden zwar in einander nahen aber doch verschiedenen Weisen aus. Während für Ebner die Beziehung zum Du im Mittelpunkt des dialogischen Denkens steht, ist für Levinas die Beziehung zum Anderen eine solche die das Anderssein besonders betont.
Die Schlüsselbegriffe Antlitz bei Levinas und das Ich-Du-Verhältnis bei Ebner treffen einander aber bei aller Verschiedenheit durch den beide umschließenden religiösen Horizont.
Eine weitere Gemeinsamkeit liegt in der Bedeutung der Sprache und der Liebe, wobei letztere bei Levinas ein viel stärkere erotische Komponente enthält als bei Ebner. Dagegen ist Sprache für Ebnerals Wort, das zwischen Ich und Du gesprochen wird, etwas, das neben der Liebe die Beziehung zum Anderen herstellt und erfüllt.
Levinas wiederum unterscheidet zwischen dem Gesagten ( dit ) und dem Sagen ( dire ), eine Unterscheidung die an Martin Bubers Differenz zwischen Es und Du erinnert.
Weiters soll die Symmetrie und Asymettrie der Beziehung zum Anderen thematisiert werden. Levinas Konzeption erlaubt auf Grund der großen Bedeutung der Verantwortung des Subjektes und der Gerechtigkeit , deren Mass der Andere ist, eine Neubestimmung der sozialen Beziehunge überhaupt, während Ebner in der Duverschlossenheit den Ursprung für wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten erblickt.
Ferdinand Ebners Überwindung der Icheinsamkeit und Emmanuel Levinas Kritik an einer um sich selbst kreisenden Subjektivität münden beide im Bedürfnis des Anderen.“ (Peter Kampits)
Peter Kampits
1942 in Wien geboren, studierte Philosophie, Psychologie und Geschichte an der Universität Wien und wurde 1965 zum Dr. phil. promoviert. Nach einem PostgraduateStudium an der Sorbonne in Paris wurde er zunächst Assistent am Philosophieinstitut der Universität Wien. Nach einer Gastprofessur in Fairbanks/Alaska konnte er sich 1974 zum Dozenten der Philosophie in Wien habilitieren. Seit 1977 ist er Ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Wien. Er war zwei Mal Vorstand des Instituts für Philosophie ebenda und ist seit 2004 Dekan der Fakultät für
Philosophie und Bildungswissenschaft. Neben zahlreichen anderen Funktionen (Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Gen-Ethik-Kommission, Leiter der Wiener Dokumentationsstelle
für Ethik und Wissenschaft u. a.) bekleidete er in den achtziger Jahren das Amt des Präsidenten der Internationalen Ferdinand-Ebner-Gesellschaft.
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